Seit der Mensch die Gewässer nutzt, hat er sie immer weiter zu Gunsten seiner Nutzungsansprüche verändert. Diese Entwicklung erreichte mit dem Gewässerausbau der
1960er Jahre ihren Höhepunkt, als viele Flüsse kanalartig ausgebaut und durch Stauanlagen geregelt wurden. Heute orientiert man sich wieder stärker zum naturnahen Gewässer hin. Solche Gewässer
besitzen eine deutlich höhere Selbstreinigungskraft. Sie entschärfen Hochwasser, wenn sie ausreichend Ausbreitungsflächen in den Auen haben, und bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen
natürlichen Lebensraum.
Auch für den Menschen steigt der Freizeitwert in diesen Gebieten enorm. Durch das Förderprogramm „Lebendige Gewässer“ des Landes Nordrhein-Westfalen werden auf Grundlage der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie zahlreiche ausgebaute Gewässerabschnitte renaturiert. Dabei werden z. B. Steinpackungen am Ufer entfernt oder Pflasterungen am Gewässergrund herausgenommen, damit Bäche
oder Flüsse wieder selbst seinen Lauf bestimmen und sich ausbreiten können. Im natürlichen Bodenkies entsteht so wieder einer der wichtigsten Lebensräume für viele Insekten- und Fischlarven. An
geeigneten Stellen werden bewusst Baumstämme ins Gewässer eingebracht. Damit wird der Fluss angeregt, den kanalisierten Lauf aus eigener Kraft zu verlassen und zu einem natürlich schlängelnden
Verlauf durch die Aue zurückzufinden.
Ein Beispiel dafür stellen die „Ohler Wiesen“ in Wipperfürth dar, die bis 2013 umfangreich renaturiert wurden. Neben der Wiederanbindung eines Altarms an die Wupper und
dem Anlegen von zwei neuen Inseln, wurden Flachwasserzonen geschaffen. Die Flussufer sind nun von den künstlichen Steinpackungen befreit. Bei Hochwasser hat die Wupper wieder Raum die Wiesen zu
überfluten. Durch die Maßnahmen fand der Flussabschnitt eine deutliche Anbindung an die Stadt, die Wupper kann aktiv erlebt werden. Die Aussichtsplattform „Wupperbalkon“ bringt heute ein „neues“
Stück Natur mit hohem Naherholungswert in das öffentliche Bewusstsein zurück.