Fast jede heute landwirtschaftlich genutzte Fläche im Bergischen Land war früher einmal von Wald bedeckt. Wiesen entstanden zunächst durch Hütebeweidung des Viehs im Wald und der anschließenden Rodung der Bäume. Mit dem Anstieg der Bevölkerungszahlen wuchsen ab dem 19. Jahrhundert ebenfalls die Viehbestände und ein immer größerer Bedarf an Weideland musste gedeckt werden. Parallel wuchs der Winterfutterbedarf, der durch die Mahd von Grünland gedeckt wurde. Während die Wiesen früher maximal zwei Mal pro Jahr gemäht wurden, geschieht dies heute auf Teilflächen der Wipperaue bis zu vier Mal. Besonders das ganz frühe Gras der ersten Mahd im Mai liefert hochwertiges Futter mit hohem Eiweiß- und Energiegehalt für Milchkühe. Auf die Milchwirtschaft haben sich die Landwirte der Region seit den 1960er Jahren spezialisiert. Die hohen Niederschläge in Kombination mit den hängigen Lagen und der oft nur mäßigen Bodenfruchtbarkeit machen die Grünlandnutzung gegenüber der Ackernutzung effizienter und umweltfreundlicher. Ackerbaulich wird heute vor allem Mais als nährstoffreiches Viehfutter angebaut.
Wer mit offenen Augen durch die Landschaft läuft, stellt fest, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch vor dem Bergischen Land nicht halt gemacht hat. Die
Hauptursache für diesen Wandel ist im weltweiten Lebensmittelhandel zu finden. Weil die Betriebe die Milch billiger erzeugen müssen, werden sie immer größer. Heute halten viele Familienbetriebe um
die 100 Milchkühe in modernen Laufställen. Bei zunehmender Stallhaltung erhöht sich jedoch auch der Bedarf nach ertragreichem Grünland, da mehr Gras-Silage gefüttert werden muss. Nur noch das
Jungvieh kann weiterhin die Flächen beweiden, die mit dem Traktor schlecht zu mähen sind – beispielsweise Hänge oder feuchte Grünlandflächen. Es bleibt zu hoffen, dass die weidenden Rinder und
Milchkühe noch lange Zeit der vielgestaltigen Kulturlandschaft ihren typisch bergischen Reiz geben.